RECHERCHE | Warum Minneapolis sich in mein Herz geschlichen hat

Es gibt tatsächlich wenig Reiseziele, auf die ich nicht wirklich scharf war, aber eines davon waren die USA. Eine Weile lang war ich fest davon überzeugt, dass ich niemals hinfliegen möchte, denn es erschien mir zu touristisch, zu überlaufen. Selbst als ich New-Adult-Bücher für mich entdeckt habe, die oft in den USA spielen, war das noch so. Gleichzeitig habe ich aber angefangen, immer mehr zu recherchieren, und als die ALL MY-REIHE in den Startlöchern stand und ich sie unbedingt schreiben wollte, musste ich mich entscheiden, wo ich sie ansiedle. Letztendlich ist es eine Stadt geworden, mit der ich eigentlich nie gerechnet hätte, weil sie lange Zeit sehr unter meinem Radar dahinflog: Minneapolis.

Über die letzten Monate hinweg habe ich mich aber dermaßen in diesen Handlungsort meiner Skripte verliebt, dass ich nun fest vorhabe, ihn eines Tages zu besuchen. Ich war bisher noch nicht da (dank Corona ginge es aktuell sowieso nicht ), habe mir also alles, was ich in den Büchern schreibe, durch extrem kleinteilige Recherche-Arbeit angeeignet. Das ist oft mehr Info, als am Ende im Buch landet – deshalb möchte ich einfach mal zeigen, was mich eigentlich dazu gebracht hat, mich so sehr in diese Stadt zu verlieben!

DIE ERSTEN ÜBERLEGUNGEN

Aus plottechnischen Gründen war mir super wichtig, dass sich die Geschichte in einem Bundesstaat abspielt, der eher von den Demokraten als den Republikanern geprägt ist. Denn Hannah stammt aus Georgetown in Texas, während die gesamte WG in Minneapolis, Minnesota angesiedelt ist und die ganze Freundesgruppe tatsächlich in der Stadt aufgewachsen ist und lebt.

Zudem wollte ich die Geschichte in einer großen Unistadt spielen lassen, in der trotzdem viel Natur drumherum ist. Minnesota ist ein Bundesstaat mit einer extrem hohen Anzahl an Seen, im Sommer wimmelt es dort von Moskitos, im Winter gibt es krasse Minusgrade und richtig viel Schneegestöber, selbst in der Stadt. Klang also genau nach dem, was ich gesucht habe! Außerdem kenne ich persönlich tatsächlich noch keinen Roman, der in Minneapolis spielt, was meine Wahl auch beeinflusst hat.

Und so richtig geklickt hat es dann, als ich entschieden habe, dass Jay, einer der Mitbewohner in der WG, Eishockey spielen soll. Meine allererste Assoziation war dabei Minnesota, wahrscheinlich auch beeinflusst von How I Met Your Mother, was ich früher gern geschaut habe. Und somit standen der Bundesstaat und dank der großen Uni in Minneapolis auch gleich die Stadt und das College fest!

WAS MACHT DIE STADT SO BESONDERS?

Wenn ich mich einmal in Recherchen verbeiße, dann ist es super schwer, meinen Übermut zu lindern. Ich habe mir also quasi sofort 111 Places in the Twin Cities that you must not miss von Elizabeth Foy Larsen zur Recherche geholt und bin das Buch durchgegangen, um zu schauen, welche Orte ich spannend finde und gut in die Geschichte einbauen kann. Am präsentesten ist dabei sicherlich der Schuh-Baum gewesen – ein Baum direkt am Mississippi River, an dem unzählige Schuhe hängen. Auf Pinterest habe ich dazu auch Bilder gefunden und war sofort begeistert, denn ich liebe dumme Traditionen so sehr!  In dem Baum hängen viele Schuhe von Alumni, die die Schuhe, in denen sie zum ersten Mal den Campus betreten haben, in die Äste werfen, um Abschlüsse zu feiern. Mal hing sogar ein ganzes Fahrrad dran. Genau meine Art von Humor.

Liebe auf den ersten Blick war auch das Marjorie McNeely Conservatory, ein Gewächshaus am Zoo der Stadt, das immer wieder neu wirkt, ob nun im Sommer oder im Winter. Ich versuche es in jedes Buch einzubauen, weil ich mich so sehr in dieses Glasgebäude verliebt habe, das mich an den Palmengarten in Frankfurt erinnert, wo ich einige Kapitel meiner Bücher geschrieben habe! Besonders schön finde ich dort diese Aufnahme von Dan Anderson, einem Fotograf aus Minneapolis. Letztes Jahr habe ich eine Umfrage zum Thema Kitsch gemacht und da Band 2 ein furchtbar kitschiges Buch wird, muss das Lichterfest am Conservatory einfach mit rein!

Liebe auf den zweiten (oder eher dritten) Blick war die Mill City – der Stadtteil, in dem die WG beheimatet ist. Die Mill City ist, wie der Name schon sagt, aus den alten Mehlmühlen entstanden, die dort direkt am Mississippi waren. Früher war das eben ein Industriegebiet, heute wurde es halbwegs aufgebaut und viele kulturelle Elemente sind dort. Außerdem können meine Studenten von dort aus innerhalb von wenigen Minuten in der Uni sein und zu Vika, der Protagonistin aus Band 2, passt es total, dass ihre reichen Eltern ihr dort eine Wohnung finanzieren können. Außerdem ist dort auch der Mill City Ruins Park, in dem eine ganz emotionale Szene in Band 1 spielt. Hannah macht da echt was durch – zwischen den Ruinen der alten Mühlen und der Natur, die sich dort ihren Weg zurückbahnt, erschien mir das super passend.

In Minneapolis gibt es auch einige hübsche Parks, in einem davon sind unter anderem die Minnehaha Falls, sehr schöne Wasserfälle beheimatet. Trotzdem habe ich die WG auch etwas außerhalb der Stadt losgeschickt zu den Redwood Falls, die etwa eine Stunde Autofahrt entfernt von Minneapolis liegen. Die Natur ist dort wunderschön und war perfekt für einen Ausflug in winterlicher Atmosphäre – vor allem, da dort auch durchaus die Wasserfälle gefrieren und coole Eisstatuen bilden!

UND DANN WOLLTE ICH PLÖTZLICH AUCH DORT STUDIEREN!

Okay, ihr seht schon, es war nicht schwer, mich voll in diese Stadt zu verlieben. Aber dann habe ich mehr über die Uni nachgeforscht. Und war völlig hin und weg. Denn die University of Minnesota ist wirklich riesig und ich glaube, ich hätte dort auch super gern studiert. Es gibt mehr als 100 studentische Organisationen und der Campus erstreckt quasi über die komplette Stadt bis nach St. Paul und auf beiden Seiten des Mississippi entlang! (Schreibt mal ganz oft Mississippi, ich schwöre, das ist nicht einfach!)

Die Wohnheime waren mir tatsächlich super wichtig, denn während die WG selbstverständlich nicht auf dem Campus wohnt, tun das Chad, Evie und Quentin. Die Studenten haben nicht nur viel Auswahl, was die Unterbringung und Zimmer angeht, sondern können auch aus mehreren Mensen und Wohnheimküchen wählen. Auf dem Campus gibt’s einen Starbucks (ja, das ist wichtig für mich, immerhin bräuchte ich ständig einen Caramel Latte) und auch riesige Fitnessräume, eine eigene Campus-Polizei mit Sicherheitsdienst und mehrere Bibliotheken mit über 10.000 Arbeitsplätzen stehen zur Verfügung. Dagegen können selbst meine alten Unis einpacken. Chads und Jays Eishockeyspiele finden in der Mariucci-Arena statt, für Vika und Jays Studiengang Apparel Design gibt es am Campus sogar Labore, in denen sie Kleidung bis aufs Kleinste inspizieren und erforschen können, und Hannah kann mit ihrem Studiengang in einem von vier Theatern auftreten. Hier kann ich mich beim Schreiben also richtig austoben und muss nicht einmal viel dazudichten, denn die Universität gibt so viel her, dass ich alle Freiheiten habe!

Das Schönste an dieser Recherche für die Reihe ist eigentlich, dass ich immer wieder etwas Neues entdecke. Es gibt unzählige Campus-Touren im Internet, ein paar super nette Student:innen haben mir über Instagram schon Fragen beantwortet und auch Rundgänge durch Minneapolis finde ich immer wieder auf Reiseblogs. Ich habe diese Stadt in den letzten Monaten wirklich lieben gelernt – und ich denke definitiv, dass ich noch für einige Bücher hierher zurückkehren könnte! ♥️

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