Hallo ihr Lieben!
Heute machen wir eine schöne Tour in die Mode der Regency-Ära und wie Cara und ich die historischen Gegebenheiten angepasst haben, um bei WHISPERING WAVES ein rundes Bild hervorzurufen. Das war nicht ganz ohne Schwierigkeiten, auf die ich auch eingehe. Also, legen wir los!
Ich bin bei weitem keine Expertin, was Historik angeht, kann also auch nur das wiedergeben, was ich nach bestem Wissen und Gewissen gelernt habe. Für Cara und mich war schon vor dem Schreiben wichtig: Funktionalität über historische Korrektheit. Wir haben uns Mühe gegeben, alles so genau wie möglich zu recherchieren, wobei die historische Mode definitiv mehr mir zufiel. Ich liebe das einfach und versuche mich da auch abseits des Schreibens oft fortzubilden. Dementsprechend garantierte ich nicht dafür, dass alles komplett stimmt, aber das war auch im Buch nicht unser größter Anspruch.
WAS IST REGENCY?
Regency bezeichnet, ganz grob heruntergebrochen, die Zeit, in der der Prinzregent George IV. in England regiert hat. Da Whispering Waves im Jahr 1814 spielt, fallen wir noch genau in diese Ära rein. Regency ist heutzutage vor allem für Autorinnen wie Jane Austen bekannt, auch durch Bridgerton erlebt die Ära wieder ein kleines Hoch. Ich muss aktuell sehr schmunzeln, denn wenn ich heute durch die „neuen Trends“ in Magazinen und beim Online-Shoppen stöbere, sehe ich häufig Abwandlungen der Empire-Waistline und der rechteckigen Ausschnitte, die ich auch bei meinen Recherchen fürs Regency gesehen habe – wir scheinen also gerade wieder in einer Zeit zu stecken, die sich auf Einzelheiten dieser Mode zurückberuft. Diese historische Nostalgie ist aber ganz üblich für Trends.
Die Regency-Ära an sich lässt sich modisch in drei Phasen unterteilen, wobei wir 1814 in der späten 2. Phase dabei sind. Wichtig für die Mode der damaligen Zeit war das Ideal der simplen antiken Formen. Sicherlich habt ihr schon mal in Austen-Verfilmungen oder anderen Werken, die in der Zeit spielen, Kleider gesehen, die fast den Anschein von römischen Göttinnen geben, die den hochpolierten Marmorstatuen ähneln usw. Dieses Zurückdenken zu den simplen Idealen war während der Regency sehr hoch, nachdem man aus dem Überfluss des Barock und Rokoko raus war. Kleider waren nicht weit ausgestellt, es wurde sich auch gern an Farben und Mustern bedient, vor allem die Säume der Kleider waren kleine Kunstwerke für sich. Gerade in der Anfangszeit des Regency gab es teilweise noch sehr lange Schleppen, diese wurden immer kürzer. Auch Hauben (Bonnett) wurden gern dekoriert und galten als schönes Detailwerk, das Persönlichkeit rüberbringen konnte. Der Spenzer, ein Jäckchen, das bis zur erhöhten Taille reicht, kam auch groß in Mode.
Unterwäsche ist echt ein Thema, das mich den letzten Nerv gekostet hat. Nach meinen Recherchen waren es Schnürleibe (keine Korsetts, keine Schnürbrüste. Schnürleibe!), die man damals trug, die auch den Busen anhoben, Halt gaben und zu der Statur verhalfen, die geradlinig verläuft. Drunter trug man mindestens die Chemise, ein dünnes Untergewand ähnlich eines Nachthemds, das die teure Schnürbrust vor Schweiß und Dreck der Haut schützt. In filmischen Darstellungen sieht man oft, dass Mädchen ohne Chemise in einen Schnürleib gesteckt werden, worauf sie bluten (weil man natürlich iiimmer überschnürt und die Taille reduzieren will?!), aber das ist totaler Quatsch. Außerdem gab es für uns heute sehr lustig wirkende Unterhosen, die quasi aus zwei Hosenbeinen, einem Hüft“gurt“ und einer Schnur zum Zusammenbinden bestanden. Dazu habe ich aber leider sehr wenig Material gefunden, deshalb kann ich euch nicht zu 100% sagen, wie historisch korrekt das ist.
WAS WAREN MEINE RECHERCHEQUELLEN?
Um diese ganzen Fakten zu finden und sie so knapp herunterbrechen zu können, habe ich wirklich stundenlang das Internet und auch Bücher durchforstet. Meine größte Errungenschaft während des Schreibens war definitiv das große Buch Fashion von DK & Caryn Franklin. Es ist zwar auf Englisch, hat mir aber mit vielen Beispielen und Denkanstößen geholfen.
Ansonsten habe ich mich an den größten Freund und Helfer gewandt: Youtube. Ich wusste grob, wonach ich suche, schließlich habe ich sehr viele Austen-Filme gesehen, aber von der Materie dahinter hatte ich keine Ahnung. So trifft es sich, dass eine meiner liebsten Youtuberinnen, Micarah Tewers, auch historische Mode sehr gern mag und sogar ein ganzes Video über Regency-Kleider gemacht hat. Daraus wusste ich dann zumindest, auf welche Punkte ich besonders achten muss, ich habe den Spenzer kennengelernt usw. In ihrem Video zu Little Women hat sie auch sehr anschaulich gezeigt, wie man eine Haube bastelt, das werde ich auch noch nachmachen.
Ebenfalls geholfen, und zwar im Verständnis, wie sich die Mode entwickelt, was wann angesagt ist und auf was ich im Buch zurückgreifen kann, hat mir dieses Video von Enchanted Rose Costumes. Sie erklärt darin die 30 Jahre Regency, wie sich darin einzelne Parts an der Kleidung verändert haben und teilweise auch das polistische Geschehen drumherum.
Für einzelne Fragen musste ich wirklich sehr lang googlen, vor allem beim Thema Wäsche. Das war am Ende ein wilder Mix aus zig Blogartikeln, aus denen ich mir mühsam eine Zeittafel zusammengebastelt habe, um halbwegs nachzuvollziehen, wann man was wie übereinander getragen hat. Dafür garantierte ich aber wirklich nicht. Einer der prägnantesten und besten Blogartikel zum Einstieg stammt aber von Katlin Morris – Zeitfäden: Hier entlang!
WAS WAREN DIE GRÖSSTEN HÜRDEN IN DER UMSETZUNG?
Zu den größten Hürden gehört auf jeden Fall die ganze Infosuche rund um Unterwäsche. Ich dachte ganz lang, wie wahrscheinlich 99% der Menschen da draußen, dass Korsetts wehtun und eng geschnürt werden, dass sie auf der nackten Haut getragen werden usw. Das zu entlernen war definitiv ein Prozess. Inzwischen werde ich richtig wütend, wenn ich sehe, dass in Filmen wieder mal alles so dargestellt wird, als würde man in Korsetts nicht atmen können (Hallo, Bridgerton Folge 1), als würden Frauen darin reihenweise in Ohnmacht fallen oder könnten sich nicht bewegen. Fakt ist: Korsetts, Schnürleiber und Schnürbrüste sind eine Stütze und Hilfe, vielleicht sogar noch besser als unsere heutigen BHs. Sie sind (richtig angepasst!) nicht unbequem, man kann darin Sport machen und den Alltag super meistern.
Eine große Hürde war definitiv auch ein hausgemachtes Problem: Für Mina haben meine Recherchen richtig gut funktioniert. Sie ist ein Teil der gehobeneren Gesellschaft, es gibt zig Artikel und Standardwerke zu ihrer Mode, und sie ist auch modisch „im Trend“ ihrer Zeit. Clarisse jedoch lebt als Piratin, viel Geld haben sie und ihre Crew nicht. Was trägt sie da? Was ist praktisch und funktioniert? Hier haben wir definitiv anachronistische Züge drin, denn wir haben als Lösung einen kleinen Mix aus früherer Mode (Züge aus Barock und Rokoko) und unseren eigenen Vorstellungen gewählt. Die Kleidung der Piraten ist ohnehin sehr schlicht gehalten, weshalb wir da auf die bewährte Vorstellung von etwas weiteren Hemden, engeren Hosen und den Stiefeln gegangen sind. Dieser Anachronismus war aber gewollt, immerhin ist es ein Liebesroman mit historischen Zügen und wir können auch nicht verlangen, dass jeder sich die krasseste Mode der damaligen Zeit mit allen Fachbegriffen vorstellen kann.
Apropos Fachbegriffe: Was mir am meisten den Hals gebrochen hat war definitiv der Fakt, dass meine Recherche zu 95% auf Englisch stattfand. Es gibt kaum deutsches Material dazu, was ich sehr schade finde, selbst deutsche Bücher zur Modehistorik habe ich nicht gefunden (oder zumindest nicht so, dass ich als Laie mit Interesse an der Thematik sie verstanden hätte). Dementsprechend war das Übersetzen ein richtig schlimmer und langwieriger Prozess für mich, denn ich kannte die deutschen Entsprechungen für mein englisches Fachwissen nicht und habe bei meiner Suche auch mehr schlecht als recht was gefunden. Gerettet haben mich ein paar Modeblogs, vor allem Katlin, die ich oben schon verlinkt habe.
Fun Fact zum Abschluss: Bereits im ersten Kapitel erfährt man, dass Mina sich in einem Anfall von Trotz die Haare abgeschnitten hat und nun eine Kurzhaarfrisur trägt. Die wird später noch kürzer – aber der erste Verweis ist ein kleiner Hinweis auf den Titus, eine Frisur, die als skandalös, aber auch hoch in Mode galt.
Das war es auch schon! Natürlich sind das nicht alle Infos, die ich in den letzten Monaten gesammelt habe, aber ich hoffe, der kleine Ausflug hat euch gefallen und ebenso viel Spaß gemacht wie mir! Habt ihr noch Fragen zu der Mode oder auch dazu, wie wir das in WHISPERING WAVES umgesetzt haben?