Hi ihr Lieben!
Heute geht es los mit einer Postreihe, auf die ich mich richtig freue – ihr hoffentlich auch! Ich möchte euch auf die Reise durch meine Autorenlaufbahn mitnehmen, von den Anfängen bis zu den neuesten Büchern. Ich werde mich dabei an der Reihenfolge meiner bisher erschienenen Bücher orientieren. Im Fokus steht heute Die Kussdiebin.
Wir schreiben das Jahr 2015: Ich hatte gerade mein Abitur in der Tasche und jede Menge Freizeit. Neben dem Lesen und Bloggen habe ich auch begonnen, mehr zu schreiben und an meinen ersten Romanen zu arbeiten. In dieser Zeit ist bereits die erste Fassung von Die Begnadete entstanden, aber noch nicht erschienen – mehr dazu aber in den nächsten Beiträgen. Neben meinem Rechtswissenschaften-Studium habe ich in einer kleinen lettischen Bar in Frankfurt gekellnert. Und auf dem Heimweg nach einer Nachtschicht im Februar 2016 war sie da: Die erste Idee zur Kussdiebin.
DIE INSPIRATION
Schon vor meinen eigenen Büchern habe ich extrem viel Fanfiction geschrieben und mit einer ehemaligen Schulfreundin war ich riesiger Fan der Serie Nikita, eine Neuauflage der alten Serie La Femme Nikita. Ich habe die Charaktere geliebt, das moralisch graue Handeln und die Organisation, für die die Protagonistinnen gearbeitet bzw. gegen die sie vorgegangen sind. Mit meiner Freundin habe ich schließlich in der Schule angefangen, eine kleine Geschichte zu schreiben (irgendwie musste man sich ja den Matheunterricht schönmachen), und diese hatte schließlich, als ich sie allein weitergeführt habe, über 1.000.000 Wörter. Das sind viele, viele Normseiten. Wirklich viele. Und mit der Zeit haben sich die Charaktere aus dieser Geschichte immer weiter von ihrer Serienvorgabe in Form von Nikita gelöst und sind eigenständiger geworden, haben mehr Sass bekommen und es gab immer dramatischere und abstrusere Storylines.
In der U-Bahn auf dem Weg nach Hause fiel mir schließlich eine Szene ein, die ich unbedingt schreiben wollte – ein Agent verfolgt eine Juwelendiebin durch eine dunkle Gasse. So richtig in das Fanfiction-Universum hat diese Szene aber nicht gepasst. Ich wusste, ich will sie unbedingt schreiben, also habe ich mir Grundzüge meiner Fanfiction-Charaktere rausgepickt (z. B. Tishas sarkastische Art, Jons Hörigkeit den Autoritäten gegenüber) und damit begonnen, neue Charaktere zu entwerfen. Entstanden sind Faye und Matt, die Protagonisten der Kussdiebin! Die Szene, die ich in der dunklen Gasse vor Augen hatte, hat es tatsächlich auch ins fertige Buch geschafft – in Kapitel 3, um genau zu sein. Damit beginnt Matts Arbeit mit Faye. Fun-Fact: Fayes Angst vor Gewittern stammt auch noch von ihrer Vorgängerin Tisha.
DAS SCHREIBEN
Da ich damals noch sehr schlimm damit war, alles ganz genau notieren zu müssen, habe ich sogar ein Notizbuch zu dem Projekt, das damals noch A Diamonds Tale – Diamentenherz hieß. Man merkt, es war das Ende der Fanfiction-Zeit, mit Titeln war ich sehr unkreativ.
Tatsächlich habe ich das gesamte Skript mit über 96.000 Wörtern innerhalb von 37 Tagen geschrieben. Damals habe ich noch angepeilt, zwei Bände zu schreiben, ein zweiter Teil war auch angefangen, aber es gab eine Sache, die mich zum Glück davon abgebracht hat. Nämlich das Lektorat. An dieser Stelle liebe Grüße an meine Lektorin Eva Leitold – das war das Beste, was mir passieren konnte!
Ich hatte damals noch keine Ahnung vom Schreibhandwerk an sich oder wie man Plots gescheit aufbaut. Ich muss aber auch sagen, dass ich in der Zeit noch sehr, sehr viel mehr geschrieben habe, weil ich nicht alles totgedacht habe – in gewisser Weise vermisse ich den Schreibprozess also schon. Meistens habe ich entweder frühmorgens vor der Uni oder abends nach meinen Schichten in der Bar geschrieben. Oft habe ich auch zum Mittagessen meinen Laptop mitgenommen und beim Essen getippt.
DIE VERLAGSSUCHE
Eingeschickt habe ich mein Manuskript zuerst bei meinem absoluten Wunschverlag zu der Zeit: Romance Edition. Zusätzlich habe ich es noch an zwei weitere Verlage gesendet, beides innerhalb weniger Wochen. Vom einen kam eine sehr freundliche Absage, vom zweiten eine Zusage, als ich die Zusage von Romance Edition schon in der Tasche hatte.
Was aber gar nicht vielen bewusst ist: Ich wurde zuerst auch von Romance Edition abgelehnt. Ungefähr im Juni/Juli 2016 habe ich eine Absage für das Buch erhalten – die Idee sei zwar gut gewesen, aber es gäbe noch einige Baustellen. Kein Problem. Ich war super niedergeschlagen, aber habe mich davon nicht entmutigen lassen und zu der Zeit schon an Lichterherz & Schattenliebe geschrieben, also wanderte A Diamonds Tale – Diamantenherz erst mal in die Schublade.
Dann habe ich 2016 mein Studium geändert und angefangen, in Leipzig Buchhandel und Verlagswirtschaft zu studieren. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft daran, wie ich im Oktober 2016 vor dem Hörsaal für meinen ersten BWL-Kurs stand, meine Mails gecheckt habe und schier in Ohnmacht gefallen bin. Es war eine Mail von Romance Edition – sie wollten sich dem Manuskript doch annehmen, wenn ich bereit bin, hart dran zu arbeiten. Ich habe wahrscheinlich selten in meinem Studentinnenleben so gegrinst wie an dem Tag.
DER VERÖFFENTLICHUNGSPROZESS
Als damals die Verlagsvorschau bei mir ankam, mit meinem Cover drin … Das war so ein krasser Moment! Zu dem Zeitpunkt hieß das Buch auch schon Küss die Diebin, wenn du kannst. Ich habe den Titel total geliebt, auch wenn einige Menschen Schwierigkeiten hatten, ihn auf dem Cover durch die Schriften genau zu lesen. Ich finde immer noch, er hat was von Catch me if you can, den ich auch total gern mag, deshalb war ich ein großer Fan des alten Titels.
Das Cover war auch Liebe auf den ersten Blick bei mir – und der erste Entwurf hat total gepasst. Von daher hätte ja alles einfach sein können.
War es aber nicht. Denn was einem niemand sagt – oder mir zumindest niemand gesagt hat – ist, dass ein Lektorat verfluchte Höllenarbeit ist, vor allem das allererste. Meine Lektorin Eva hat wirklich grandiose Arbeit geleistet und mir so viel beigebracht: Dass sich Körperteile nicht von selbst bewegen, dass ich viel zu gern das Wort hauchen benutze, dass ich echt hart toxische Tropes im Buch hatte. Und mehrere davon haben zu dem Ende geführt, das ursprünglich geplant war. Wie bereits gesagt bin ich Eva unheimlich dankbar dafür, dass sie vorgeschlagen hat, das Ende zu ändern und einen Einzelband draus zu machen, denn das hat mich echt gerettet.
Im Lektorat habe ich echt angezweifelt, ob ich überhaupt schreiben kann. Es war so viel zu tun, trotzdem bin ich stolz darauf, es durchgezogen zu haben, denn es hat den ersten Schritt zu zwei wichtigen Zielen bedeutet: Ein Buch veröffentlichen und Lektorin werden. Gerade Eva hat mir viel mitgegeben, was mir auch als Lektorin nützt, und aus der Erfahrung mit ihr habe ich auch gezogen, dass ich gerade Debütautor*innen gern an die Hand nehme, um ihnen durch das erste Buch zu helfen, das bekanntlich das schwerste ist.
DIE VERÖFFENTLICHUNG
Als das Buch erschienen ist, war ich richtig, richtig glücklich. Ich war glücklich mit dem Verlag, der Marketing für mich gemacht hat, mit den Bloggern und mit den tollen Kolleginnen. Im September 2017 hielt ich mein erstes richtiges Buch in der Hand und ein kleiner Traum wurde wahr.
Alles in allem hat sich Küss die Diebin, wenn du kannst bei Romance Edition echt gut verkauft – zumindest für meine Verhältnisse. Ich war wirklich zufrieden mit den Zahlen. Und auf einer Buchmesse hatte der Verlag sogar einen kleinen Stand, wo ich Bücher signieren konnte – bis heute ein einmaliges Erlebnis für mich!
Ende 2019 war es dann schließlich so weit, dass der Verlag und ich einvernehmlich beschlossen haben, das Buch aus dem Sortiment zu nehmen und mir die Rechte vorzeitig wieder zu übertragen. Das passiert meiner Erfahrung nach in der Buchbranche selten, aber war für uns der richtige Weg, denn es hat sich einfach nicht mehr gut genug verkauft, um irgendeiner Seite viel zu bringen. Schließlich waren die Rechte also wieder mein.
Im Anschluss begann für mich das Überlegen, was ich mit dem Buch machen möchte. Ich hatte das lektorierte Skript schließlich und durfte es weiterhin nutzen. Es nur in der Schublade zu lassen, hatte für mich wenig Sinn. Also habe ich den lieben Alexander Kopainski angehauen, dessen Premade ich schon im Auge hatte, und habe es mir für eine Neuauflage des Buches geschnappt. Da sich so viele beim Titel verlesen hatten und ich einen kürzeren Titel wollte, habe ich mich schließlich für den entschieden, den die meisten ursprünglich in den Titel hineininterpretiert haben: Die Kussdiebin.
Für die neue Veröffentlichung im Juli 2020 wusste ich, dass ich noch einige Sachen im Buch ändern möchte. Ich finde es aber inzwischen wirklich, wirklich schlimm, die Kussdiebin zu lesen. Es ist für mich persönlich ein so alter Text, den ich heute ganz anders schreiben würde, weil sich mein Stil geändert hat, dass ich echt Probleme hatte, ihn zu lesen. Schließlich habe ich ihn in weiten Teilen überflogen, das Ende noch mal angepasst und teils ergänzt, da einige Leser*innen es zu kurz fanden, und ansonsten den Text größtenteils belassen, wie er war. Ich finde, er zeigt immer noch gut meine Entwicklung als Autorin – nämlich den Anfang, den Startpunkt, wo alles losging und ich noch recht unerfahren war.
Die Kussdiebin ist für mich ein Buch, das vor allem einen Grundstein für viel Wichtiges in meinem Leben gelegt hat. Meine erste Erfahrung mit einem Verlag und Leser*innen, meine ersten Absagen und auch Erfolge – es bündelt alles und ich bin immer noch stolz drauf, auch wenn ich heute einiges anders machen würde.